Hans Walser, [20160410], [20220112], [20220916]

Simplex

1     Worum geht es?

Ein Simplex oder n-Simplex ist das n-dimensionale Analogon zu Strecke, Dreieck, Tetraeder, ... .

Wir setzen die Kantenlänge 1 voraus (regelmäßiges Simplex) und berechnen die Höhe  und das n-d-Volumen  sowie weiteres.

Die Abbildung 1 zeigt ein regelmäßiges Tetraeder.

Abb. 1: Regelmäßiges Tetraeder

2     Höhe

Aus der Schule bekannt:

 

                                             (1)

 

 

Es gilt die Rekursion:

 

                                                   (2)

 

 

Explizite Formel:

 

                                                                                                               (3)

 

 

Beweis induktiv: Wegen (1) ok für n = 1. Induktionsschritt:

 

                   (4)

 

 

Die Tabelle 1 gibt die ersten 50 Werte.

 

n

hn

hn

 

n

hn

hn

1

 1

 1

 

26

 3/26*39^(1/2)

 0.7205766922

2

 1/2*3^(1/2)

 0.8660254040

 

27

 1/9*42^(1/2)

 0.7200822997

3

 1/3*6^(1/2)

 0.8164965809

 

28

 1/28*406^(1/2)

 0.7196229171

4

 1/4*10^(1/2)

 0.7905694150

 

29

 1/29*435^(1/2)

 0.7191949521

5

 1/5*15^(1/2)

 0.7745966692

 

30

 1/30*465^(1/2)

 0.7187952883

6

 1/6*21^(1/2)

 0.7637626160

 

31

 4/31*31^(1/2)

 0.7184212083

7

 2/7*7^(1/2)

 0.7559289460

 

32

 1/8*33^(1/2)

 0.7180703309

8

 3/4

 0.75

 

33

 1/33*561^(1/2)

 0.7177405624

9

 1/3*5^(1/2)

 0.7453559923

 

34

 1/34*595^(1/2)

 0.7174300542

10

 1/10*55^(1/2)

 0.7416198487

 

35

 3/35*70^(1/2)

 0.7171371655

11

 1/11*66^(1/2)

 0.7385489459

 

36

 1/12*74^(1/2)

 0.7168604389

12

 1/12*78^(1/2)

 0.7359800721

 

37

 1/37*703^(1/2)

 0.7165985722

13

 1/13*91^(1/2)

 0.7337993857

 

38

 1/38*741^(1/2)

 0.7163503994

14

 1/14*105^(1/2)

 0.7319250550

 

39

 2/39*195^(1/2)

 0.7161148738

15

 2/15*30^(1/2)

 0.7302967432

 

40

 1/20*205^(1/2)

 0.7158910530

16

 1/8*34^(1/2)

 0.7288689869

 

41

 1/41*861^(1/2)

 0.7156780853

17

 3/17*17^(1/2)

 0.7276068750

 

42

 1/42*903^(1/2)

 0.7154752000

18

 1/6*19^(1/2)

 0.7264831575

 

43

 1/43*946^(1/2)

 0.7152816976

19

 1/19*190^(1/2)

 0.7254762500

 

44

 3/44*110^(1/2)

 0.7150969418

20

 1/20*210^(1/2)

 0.7245688375

 

45

 1/15*115^(1/2)

 0.7149203527

21

 1/21*231^(1/2)

 0.7237468643

 

46

 1/46*1081^(1/2)

 0.7147514009

22

 1/22*253^(1/2)

 0.7229988054

 

47

 2/47*282^(1/2)

 0.7145896009

23

 2/23*69^(1/2)

 0.7223151185

 

48

 7/24*6^(1/2)

 0.7144345085

24

 5/12*3^(1/2)

 0.7216878367

 

49

 5/7

 0.7142857143

25

 1/5*13^(1/2)

 0.7211102550

 

50

 1/10*51^(1/2)

 0.7141428429

Tab. 1: Erste Werte

Die Werte hn sind rational für n = 1, 8, 49 (gelb unterlegt). Für n 10.000.000 gibt es die rationalen Werte hn der Tabelle 2.

 

n

hn rational

1

1

8

3/4

49

5/7

288

17/24

1681

29/41

9800

99/140

57121

169/239

332928

577/816

1940449

985/1393

 

Tab. 2: Rationale Werte

Grenzwert: Es ist:

 

                                                                                (5)

 

 

Die Höhen haben eine untere Schranke.

 

3     Volumen

Aus der Schule bekannt:

 

                                             (6)

 

 

 

Rekursion (Verwendung von (3)):

 

                                                             (7)

 

 

Explizite Formel:

 

                                                                                               (8)

 

 

Beweis induktiv: Wegen (6) ok für n = 1. Induktionsschritt:

 

                       (9)

 

 

Grenzwert: Es ist:

 

                                                              (10)

 

 

Das Volumen verschwindet sehr rasch (Tab. 3).

 

n

1

1

2

0.4330127020

3

0.1178511302

4

0.02329237477

5

0.003608439184

6

0.0004593318248

7

0.00004960317460

8

0.000004650297621

Tab. 3: Das Volumen verschwindet

4     Bauteile

Wir erstellen eine Tabelle (Tab. 4) über die Anzahl der Eckpunkte, der Kanten, der Dreiecke, der Tetraeder, allgemein der niedrigerdimensionalen „Seitenelemente“ des n-Simplexes.

In der Kopfzeile die Dimension  der Bauteile, in der linken Spalte die Dimension n des Simplex. Den Punkt bezeichnen wir als 0-Simplex. Den n-Simplex zählen wir bei seiner eigenen Dimension einmal mit.

 

n\k

0

1

2

3

4

5

0

1

 

 

 

 

 

1

2

1

 

 

 

 

2

3

3

1

 

 

 

3

4

6

4

1

 

 

4

5

10

10

5

1

 

5

6

15

20

15

6

1

 

Tab. 4: Bauteile

Wir erkennen das Pascal-Dreieck der Binomialkoeffizienten, wobei die Spalte ganz links fehlt.

Zum Verständnis stellen wir uns den Übergang von einer Dimension in die nächste vor: Es kommt ein zusätzlicher Eckpunkt ins Spiel, der mit allen bisherigen Bauteilen verbunden wird. Zu den schon vorhandenen Dreiecken zum Beispiel kommen zusätzlich alle Dreiecke, die mit dem neuen Eckpunkt und den bisherigen Kanten gebildet werden können. Mit dieser Überlegung ergibt sich die übliche Rekursion für das Pascal-Dreieck.

Man beachte den Versatz bei der Indizierung: Das n-Simplex hat  Eckpunkte.

5     Gesamte Kantenlänge

Das n-Simplex hat

 

  

 

 

Kanten der Länge eins.

 

Die Anzahl ist also auch die gesamte Kantenlänge. Die Kantenlänge divergiert für .

6     Gesamte Hyperoberfläche

Das n–Simplex hat n + 1 Simplexe der Dimension n – 1 als Hyperoberflächenelemente. Für die gesamte Hyperoberfläche erhalten wir daher:

 

                 (11)

 

 

Wir erhalten für  den Grenzwert null (Tab. 5).

 

n

Hyperoberfläche

1

2

2

3

3

1.732050808

4

0.5892556510

5

0.1397542486

6

0.02525907427

7

0.003674654599

8

0.0004464285713

9

0.00004650297621

10

0.000004236377687

Tab. 5: Hyperoberfläche

Obwohl die Kantenlänge divergiert, gehen Volumen und Hyperoberfläche gegen null. Eine recht spießige Sache.

7     Gesamte 2-d-Fläche

Das n-Simplex hat

 

 

 

 

gleichseitige Dreiecke mit dem Flächeninhalt . Die gesamte 2-d-Fläche divergiert also.

Analog kann gezeigt werden, dass bei festem k das gesamte k-dim-Hypervolumen divergiert.

Wenn wir also in der Tabelle 2 senkrecht nach unten gehen, divergiert es.

8     Gesamte n–2-dim Hyperfläche

Das n-Simplex hat

 

 

 

 

Bauelemente der Dimension n – 2. Für die Summe deren Hypervolumina erhalten wir:

 

                                                           (12)

 

 

Auch dies geht gegen null (Tab. 6, Lesebeispiele: Das Dreieck (n = 2) hat drei Ecken. Das Tetraeder (n = 3) hat die gesamte Kantenlänge 6. Die gleichseitigen Dreiecke im 4-Simplex haben die Gesamtfläche 4.330127020):

 

n

n–2-Unterhypervolumina

2

3

3

6

4

4.330127020

5

1.767766953

6

0.4891398700

7

0.1010362971

8

0.01653594569

9

0.002232142857

10

0.0002557663690

Tab. 6: Unterdach

Allgemein ist es so, dass wir bei Schrägen parallel zur rechten Kante des Pascal-Dreiecks den Grenzwert null erhalten. Schuld sind die Fakultäten im Nenner. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.

9     Kartesisches Koordinatensystem

Wir betten das n-dimensionale Simplex A0A1...An in ein kartesisches x1,x2,...,xn-Koordinatensystem ein gemäß Abbildung 2. Die Idee dabei ist, dass jedes k-dimensionale Untersimplex A0A1...Ak im Teil-Koordinatensystem mit den x1,x2,...,xk-Achsen beschrieben werden kann.

 

 

Abb. 2: Kartesisches Koordinatensystem

 

Die Eckpunkte Ak, im Folgenden mit A[k] bezeichnet, haben die Koordinaten:

 

A[0] := [ seq(0, j = 1 .. n) ]:

 

for k from 1 to n do

 A[k] := [seq(1/(j+1)*h[j], j = 1 .. k-1), h[k], seq(0, j = k+1 .. n)]:

end:

 

Die Tabelle 7 gibt die Eckpunktkoordinaten für die Dimension 5.

 

A[k]

Koordinaten

A[0]

 0

 0

 0

 0

 0

A[1]

 1

 0

 0

 0

 0

A[2]

 1/2

 1/2*3^(1/2)

 0

 0

 0

A[3]

 1/2

 1/6*3^(1/2)

 1/3*6^(1/2)

 0

 0

A[4]

 1/2

 1/6*3^(1/2)

 1/12*6^(1/2)

 1/4*10^(1/2)

 0

A[5]

 1/2

 1/6*3^(1/2)

 1/12*6^(1/2)

 1/20*10^(1/2)

 1/5*15^(1/2)

Tab. 7: Eckpunktkoordinaten

Weiter sei M[k] der Mittelpunkt (Schwerpunkt) des k-dimensionale Untersimplex A0A1...Ak. Wir erhalten dafür die Koordinaten:

 

M[0] := [ seq(0, j = 1 .. n) ]:

 

for k from 1 to n do

 M[k] := [seq(1/(j+1)*h[j], j = 1 .. k), seq(0, j = k+1 .. n)]:

end:

 

 

Die Tabelle 8 gibt die Mittelpunktkoordinaten bis zur Dimension 5.

 

M[k]

Koordinaten

M[0]

 0

 0

 0

 0

 0

M[1]

 1/2

 0

 0

 0

 0

M[2]

 1/2

 1/6*3^(1/2)

 0

 0

 0

M[3]

 1/2

 1/6*3^(1/2)

 1/12*6^(1/2)

 0

 0

M[4]

 1/2

 1/6*3^(1/2)

 1/12*6^(1/2)

 1/20*10^(1/2)

 0

M[5]

 1/2

 1/6*3^(1/2)

 1/12*6^(1/2)

 1/20*10^(1/2)

 1/30*15^(1/2)

Tab. 8: Mittelpunktkoordinaten

Die Abbildung 3 zeigt zur Kontrolle das nach obigen Formeln generierte dreidimensionale Tetraeder. Es stimmt mit dem Tetraeder der Abbildung 2c überein.

Abb. 3: Kontrollbild

10  Zentriwinkel

Abb. 4: Vom Mittelpunkt zu den Ecken

Wir zeichnen im Tetraeder die Strecken vom Mittelpunkt zu den Ecken (Abb. 4). Aus Symmetriegründen schließen diese Strecken paarweise denselben Winkel ein. Dies gilt auch im n-dimensionalen Fall.

Wir berechnen im gleichschenkligen Dreieck A0A1Mn den Winkel an der Spitze Mn. Das Dreieck hat die Schenkellänge

 

                                                                         (13)

 

 

und die Basislänge 1. Mit dem Kosinussatz erhält man für den gesuchten Winkel:

 

                                                                                                         (14)

 

 

Die Tabelle 9 gibt die ersten Werte.

 

n

Zentriwinkel

Bogenmaß

Degree

Bemerkung

1

π

 3.141592654

 180

„Schöner Winkel“

2

2/3*π

 2.094395103

 120

„Schöner Winkel“

3

arccos(–1/3)

 1.910633237

 109.4712207

Schnittwinkel der Würfeldiagonalen

4

arccos(–1/4)

 1.823476582

 104.4775122

 

5

arccos(–1/5)

 1.772154248

 101.5369590

 

6

arccos(–1/6)

 1.738244406

 99.59406822

 

7

arccos(1/7)

 1.714143896

 98.21321071

 

8

arccos(1/8)

 1.696124158

 97.18075577

 

9

arccos(1/9)

 1.682137342

 96.37937024

 

10

arccos(1/10)

 1.670963748

 95.73917047

 

Tab. 9: Zentriwinkel

Für wachsende n strebt der Zentriwinkel gegen den rechten Winkel.

 

Weblinks

Hans Walser: Verallgemeinerung des Satzes von Pythagoras

http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/V/Verallg_Pythagoras2/Verallg_Pythagoras2.htm