Hans Walser, [20220718]
Rhombenhexaeder
Hexaeder mit sechs kongruenten Rhomben als Seitenflächen.
Formeln. Abwicklungen
Der Würfel (Abb. 1 und 2) ist das einfachste Rhombenhexaeder.
Abb. 1: Würfel, auf einer Ecke stehend
Die Abbildung 2 ist echt. Wer es nicht glaubt, kann selber mit einiger Sorgfalt einen Spielwürfel mit einer Ecke auf eine horizontale Unterlage legen.
Abb. 2: Spielwürfel, auf einer abgerundeten Ecke stehend
Wir können den Würfel an zwei diametralen Ecken (unterste und oberste Ecke) auseinanderziehen oder zusammendrücken (Abb. 3). So entstehen allgemeine Rhombenhexaeder.
Abb. 3: Rhombenhexaeder
Die Rhombenwinkel an der untersten Ecke variieren von 0° bis 120°. Dieser Winkel wird im Folgenden mit w bezeichnet und dient als Parameter für die Rhombenhexaeder. Die Kantenlängen setzen wir 1.
Sechs kongruente Rhomben (mit einem spitzen Winkel > 60° können auf zwei verschiedene Arten zu einem Rhombenhexaeder zusammengefügt werden. Wir illustrieren diesen Sachverhalt an einem Beispiel. In der Abbildung 4a haben die drei Rhomben an der untersten Ecke Winkel von w = 70°. Die stumpfen Winkel dieser Rhomben messen also 110°. In der Abbildung 4b messen die Winkel an der untersten Ecke w = 110°. Somit sind die Rhomben (bei gleicher Kantenlänge 1) der beiden Rhombenhexaeder kongruent.
Die Rhombenhexaeder sind aber nicht kongruent. Im Beispiel der Abbildung 4a haben wir zwei diametrale Ecken (unten und oben) mit je drei spitzen Rhombenwinkeln, und sechs weitere Ecken mit je einem spitzen und zwei stumpfen Rhombenwinkeln. Im Beispiel der Abbildung 4b ist es umgekehrt. Wir bezeichnen im Folgenden Beispiele der Abbildung 4a als spitze Rhombenhexaeder und Beispiele der Abbildung 4b entsprechend als stumpfe Rhombenhexaeder.
Das spitze Rhombenhexaeder existiert für beliebig kleine spitze Winkel der Seitenrhomben. Beim stumpfen Rhombenhexaeder muss der stumpfe Winkel kleiner als 120° sein, der spitze Winkel also größer als 60°. Der Grenzfall eines stumpfen Rhombenhexaeders mit einem untersten Winkel 120° ist ein flaches ebenes regelmäßiges Sechseck.
Abb. 4: Spitzes und stumpfes Rhombenhexaeder mit kongruenten Seitenrhomben
Die Abbildung 5 zeigt das spitze und das stumpfe Rhombenhexaeder mit w = 70° beziehungsweise w = 110° als Papiermodell. Das spitze Rhombenhexaeder ist höher und hat daher bei gleicher Grundfläche das größere Volumen.
Abb. 5: Spitzes und stumpfes Rhombenhexaeder
Die Modelle der Abbildung 5 sind als Flechtmodelle gebaut. Interessanterweise können beide Modelle mit denselben drei kongruenten Streifen (Abb. 6) geflochten werden.
Abb. 6: Die drei Streifen
Für das Volumen V(w) in Abhängigkeit des untersten Winkels w und mit der Kantenlänge 1 finden wir nach einiger Rechnung:
Tabelle 1 und Abbildung 7 zeigen entsprechende Daten.
w |
Volumen |
Bemerkungen |
0° |
0 |
Strecke |
10° |
0.0261801496 |
|
20° |
0.1023340925 |
|
30° |
0.2214454910 |
|
40° |
0.3722826858 |
|
50° |
0.5400379424 |
|
60° |
0.7071067810 |
Oktaeder mit zwei
diametral angesetzten Tetreaedern. √(½) |
70° |
0.8538642625 |
Spitzes
Rhombenhexaeder der Abb. 4 und 5 |
80° |
0.9591721420 |
|
90° |
1 |
Würfel |
100° |
0.9481912596 |
|
110° |
0.7543534670 |
Stumpfes Rhombenhexaeder
der Abb. 4 und 5 |
120° |
0 |
Plattes
regelmäßiges Sechseck |
Tab. 1:
Volumina
Abb. 7:
Volumina
Das spitze
Rhombenhexaeder mit einem unteren Winkel w = 70° hat ein größeres
Volumen als das stumpfe Rhombenhexaeder mit einem unteren Winkel w = 110°.
Erinnerung: Es gibt
(bis auf Symmetrien) elf Würfel-Abwicklungen (Abb. 8).
Abb. 8: Elf
Würfel-Abwicklungen
Ein Rhombus kann als
affin verzerrte Quadrat gesehen werden. Leider können wir jetzt aber nicht
einfach die Würfel-Abwicklungen affin verzerren, um so eine
Rhombenhexaeder-Abwicklung zu erhalten. Wenn wir etwa das erste Beispiel der
Würfel-Abwicklungen (Abb. 8) affin verzerren (Abb. 9a), ergeben sich beim
Aufwickeln Probleme mit den vier übereinander liegenden Rhomben (Abb. 9b). Beim
Aufwickeln entsteht sich eine schraubenförmige Anordnung. Die beiden markierten
blauen Kanten sind versetzt und können nicht identifiziert (verheftet) werden.
Abb. 9:
Probleme beim Aufwickeln
Wir müssen mit
Zickzack-Streifen arbeiten (Abb. 9c bis 9e). Aber auch so kann es noch Probleme
geben. Beim Streifen der Abbildung 9e schließen sich zwar die blauen Kanten,
aber die Endpunkte der horizontalen Linien liegen nicht in einer Ebene. Die
Figur kann nicht zu einem Polyeder abgeschlossen werden. Wir haben zwei Zacken
zu viel. Es bleiben für unsere Rhombenhexaeder nur noch Streifen der
Abbildungen 9c und 9d.
Weiter ist es so,
dass spitze und stumpfe Rhombenhexaeder unterschiedliche Abwicklungen haben.
Die Abbildung 10
zeigt 22 Abwicklungen des spitzen Rhombenhexaeders. Alle Beispiele wurden
erfolgreich durchexerziert, ich bin aber nicht sicher, ob es noch weitere
Beispiele gibt.
Abb. 10:
Abwicklungen des spitzen Rhombenhexaeders
Nur Beispiel in der
untersten Zeile links (Abb. 10) ist ein affines Bild einer Würfelabwicklung.
Die Abbildung 11
zeigt 22 Abwicklungen des stumpfen Rhombenhexaeders. Alle Beispiele wurden
erfolgreich durchexerziert, ich bin aber nicht sicher, ob es noch weitere
Beispiele gibt.
Abb. 11:
Abwicklungen des stumpfen Rhombenhexaeders
Nur Beispiel in der
untersten Zeile links (Abb. 11) ist ein affines Bild einer Würfelabwicklung.
Wir sehen an
etlichen Beispielen (etwa zweite Abwicklung in der obersten Zeile der Abbildung
11), dass der stumpfe Winkel kleiner als 120° sein muss. Bei einem stumpfen
Winkel größer als 120° würde die Abwicklung sich selbst überlappen. Bei einem
stumpfen Winkel von genau 120° kämen wir nicht vom Boden hoch.
Websites
Hans Walser: Rhombenhexaeder
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/R/Rhombenhexaeder/Rhombenhexaeder.htm