Hans Walser, [20160630]

Inkreise von Bogendreiecken

1     Worum geht es?

Ein Bogendreieck hat Kreisbšgen als Seiten.

Bei drei beliebigen Kreisen mit nicht leerem Durchschnitt der drei Kreisscheiben ergeben sich acht Bogendreiecke (Abb. 1).

Abb. 1: Acht Bogendreiecke

Das innerste Bogendreieck ist konvex, die drei anschlie§enden habe eine konkave Seite, die nŠchsten drei sogar je zwei konkave Seiten und die als Bogendreieck interpretierte Au§enflŠche hat drei konkave Seiten.

Die Abbildung 2 zeigt eine Situation mit leerem Durchschnitt der drei Kreisscheiben. Wo sind hier die Dreiecke?

Abb. 2: Leerer Durchschnitt

Im Folgenden beschrŠnken wir uns auf die Situation der Abbildung 1.

2     Hyperbeln

Zu zwei Kreisen zeichnen wir die Hyperbel, welche die beiden Kreiszentren als Brennpunkte hat und durch einen Schnittpunkt der beiden Kreise verlŠuft (Abb. 3). Aus SymmetriegrŸnden geht die Hyperbel auch durch den anderen Schnittpunkt. Die Punkte dieser Hyperbel haben von den beiden Kreislinien je denselben Abstand (magenta in Abb. 3). Dies ergibt sich unmittelbar aus der Abstandsdefinition der Hyperbel. Die Hyperbel hat also dieselbe Abstandseigenschaft wie die Winkelhalbierende in der Lineargeometrie. TatsŠchlich halbiert sie auch den Schnittwinkel der beiden Kreise.

Abb. 3: Hyperbel

Wir zeichnen nun auch die Hyperbeln der beiden anderen Kreispaare (Abb. 4). Die nunmehr drei Hyperbeln haben einen gemeinsamen Schnittpunkt. Dies ergibt sich aus der Abstandseigenschaft. Der Schnittpunkt ist der Mittelpunkt des Inkreises des zentralen Bogendreieckes.

Abb. 4: Drei Hyperbeln und ein Inkreis

3     Die zweiten HyperbelŠste

Nun haben wir in der Schule gelernt, dass eine Hyperbel aus zwei ã€stenÒ besteht. Die bildhafte Stimmigkeit dieser Bezeichnung hat sich mir nie erschlie§en wollen, aber die Eltern sind ja frei in der Namensgebung ihrer Kinder.

In der Abbildung 5 sind die zweiten €ste unserer Hyperbeln eingezeichnet.

Abb. 5: Zweite HyperbelŠste

Diese zweiten HyperbelŠste haben auch einen gemeinsamen Schnittpunkt, und der ist der Mittelpunkt des Inkreises des Au§endreiecks.

4     Ellipsen

In der Abbildung 6 wird die Konstruktion von zwei weiteren Inkreisen dargestellt. Die Mittelpunkte sind die gemeinsamen Schnittpunkte eines Hyperbelastes und zweier Ellipsen. Die Ellipsen haben wie die Hyperbeln zwei Kreiszentren als Brennpunkte und verlaufen durch die Schnittpunkte der zugehšrigen Kreise.

Abb. 6: Konstruktion mit einer Hyperbel und zwei Ellipsen

5     †bersicht

In der Abbildung 7 sind alle Kegelschnitte mit den Kreiszentren als Brennpunkten durch Schnittpunkte der Kreise dargestellt. An gemeinsamen Schnittpunkten sind entweder drei Hyperbeln oder eine Hyperbel und zwei Ellipsen beteiligt. Alle drei Ellipsen haben keinen gemeinsamen Schnittpunkt. Auch zwei Hyperbeln und eine Ellipse haben keinen gemeinsamen Schnittpunkt. Die Anzahl der an einem Schnittpunkt beteiligten Hyperbeln ist ungerade, die Anzahl der beteiligten Ellipsen gerade.

Abb. 7: Kegelschnitte

In der Abbildung 8 sind die acht Inkreise eingezeichnet.

Abb. 8: Die acht Inkreise

Die Abbildung 9 enthŠlt nur noch die Inkreise.

Abb. 9: Inkreise

6     Problem des Apollonius

Die Aufgabe, zu drei gegebenen Kreisen einen vierten Kreis zu finden, der die drei gegebenen Kreise berŸhrt, geht auf Apollonius (Apollonius von Perge, ca. 262 BC – ca. 190 BC) zurŸck.

Das Problem ist mit Zirkel und Lineal lšsbar, allerdings recht aufwŠndig.

Die hier vorgestellte einfache Lšsung mit Kegelschnitten stammt von Adrian van Roomen (1561-1615).

7     SonderfŠlle

Kreise mit Radius ãunendlichÒ sind Geraden. Die Abbildung 10 zeigt eine Situation mit zwei Kreisen (schwarz) und einer Geraden (schwarz).

Abb. 10: Zwei Kreise und eine Gerade

Die blaue Kurve ist eine Hyperbel mit den Zentren der beiden Kreise als Brennpunkten, welche durch die Schnittpunkte der beiden Kreise verlŠuft.

Die lila Kurven sind Parabeln. Sie haben das Zentrum eines der beiden Kreise als Brennpunkt, die Symmetrieachse senkrecht zur Geraden und verlaufen durch die Schnittpunkte des Kreises mit der Geraden.

Die magenta Kurve ist eine Ellipse mit den Zentren der beiden Kreise als Brennpunkten, welche durch die Schnittpunkte der beiden Kreise verlŠuft.

Der Inkreis im Dreieck links hat sein Zentrum als Schnittpunkt der Hyperbel und zweier Parabeln.

Der Inkreis im Dreieck rechts hat sein Zentrum als Schnittpunkt zweier Parabeln und der Ellipse.

Die Abbildung 11 zeigt die volle Situation mit den acht Inkreisen.

Abb. 11: Acht Inkreise