Hans Walser, [20081107a], [20131229c]

1        Gewinnstrategie?

Aufgabe von M. V., D.

Spieler A und B spielen endlich oft hintereinander ein Nullsummenspiel, das fŸr beide fair ist (z. B. WŸrfeln, A gewinnt bei gerade, B bei ungerade). Beide haben endlich viel Kapital zur VerfŸgung. Die Regeln fŸr die Auszahlung kann verŠndert werden, jedoch sind Wahrscheinlichkeit und Auszahlungsquote immer aneinander gekoppelt, sodass das Spiel immer fŸr beide ein faires Nullsummenspiel bleibt (z. B. A setzt Fr. 1.- und gewinnt von B Fr. 6.-, falls die 6 gewŸrfelt wird, in allen anderen FŠllen gewinnt B von A Fr. 1.-).

 Ist es Spieler A mšglich, die Spielserie mit Wahrscheinlichkeit 1 mit Gewinn abzuschlie§en, falls er

-       vor jedem Spiel die Wahl Ÿber Wahrscheinlichkeit/Auszahlung treffen kann?

-       vor jedem Spiel die Hšhe des Einsatzes bestimmen kann?

-       den Zeitpunkt zur Beendigung der Spielserie bestimmen kann?

Bearbeitung

 Simples Beispiel

A entscheidet sich fŸr folgendes:

Beide zahlen gleichen Einsatz. Bei gerade gewinnt A die Summe der EinsŠtze, also den doppelten Einsatz, bei ungerade gewinnt B die Summe der EinsŠtze.

A startet mit Einsatz 1, und fŠhrt dann folgende Strategie:

Falls er gewinnt, bricht er das Spiel ab. Falls er verliert, spielt er mit verdoppeltem Einsatz weiter.

Spielverlauf:

Erster Spielschritt:

A gewinnt, Reingewinn 1, Spielabbruch

A verliert, Verlust 1, zweites Spiel mit Einsatz 2.

Zweiter Spielschritt:

A gewinnt, Gewinn 4,  Summe der EinsŠtze = 1 + 2 = 3, Reingewinn 1

A verliert, Verlust 2,  Totalverlust 1 + 2 = 3, drittes Spiel mit Einsatz 4.

Dritter Spielschritt:

A gewinnt, Gewinn 8, Summe der EinsŠtze  1 + 2 + 4 = 7, Reingewinn 1

A verliert, Verlust 4, Totalverlust 1 + 2 + 4 = 7, viertes Spiel mit Einsatz 8.

Und so weiter. Bei Spielabbruch hat A einen Reingewinn 1.

Modifikation

A modifiziert nach GutdŸnken jeden Spielschritt, soll aber ein Nullsummenspiel sein. Wenn er also gewinnt, hat er eine Auszahlung, die grš§er ist als sein Einsatz im betreffenden Spielschritt.

Dann fŠhrt er folgende Strategie:

Bei Gewinnen eines Spielschrittes bricht er ab.

Bei Verlieren eines Spielschrittes spielt er weiter und setzt den folgenden Spielschritt so an (Regeln und Einsatz), dass seine Auszahlung im Falles des Gewinnens grš§er ist als die Summe aller bisher gezahlten EinsŠtze (inklusive Einsatz im aktuellen Spiel).

Dann hat er bei Spielabbruch einen positiven Reingewinn.

Warum das nicht funktioniert

Das Problem ist die Endlichkeit des A zur VerfŸgung stehenden Kapitals. Beim simplen Spiel verdoppeln sich die EinsŠtze, wir haben also ein exponentielles Wachstum, das bald einmal die Kapitalgrenze von A Ÿberschreitet. Dann muss er aufhšren und ist ãausgebranntÒ, wie das die SpielsŸchtigen in klarer Einsicht ihres Risikos formulieren.

Beim modifizierten Beispiel werden die EinsŠtze ja auch immer grš§er (die bisherigen Verluste mŸssen Ÿbertroffen werden), so dass es auch Grenzen gibt.

Erwartungswert

Exemplarische Berechung nach dem simplen Beispiel. Wir nehmen an, A habe ein Startkapital 15. MerkwŸrdigerweise genŸgt fŸr B ein Startkapital 1.

Die Abbildung zeigt die mšglichen SpielverlŠufe bis Spielabbruch.

Spielverlauf


Tabellarische Darstellung der Spielverlaufsmšglichkeiten:

 

Spiel-
schritt

Spiel-verlauf

Wahr-scheinlich-keit

Posi-tion von A

Einsatz

Kapi-tal von A

Rein-gewinn von A

Kapi-tal von B

Rein-gewinn von B

 

Start

 

 

15

 

1

 

1

 

 

 

1 + 1

14

 

0

 

 

A gewinnt

 

16

+1

0

–1

 

A verliert

 

14

–1

2

+2

2

 

 

 

2 + 2

12

 

0

 

 

A gewinnt

 

16

+1

0

–1

 

A verliert

 

12

–3

4

+3

3

 

 

 

4 + 4

8

 

0

 

 

A gewinnt

 

16

+1

0

–1

 

A verliert

 

8

-7

8

+7

4

 

 

 

8 + 8

0

 

0

 

 

A gewinnt

 

16

+1

0

–1

 

A verliert

 

0

–15

16

+15

 

In den Positionen , ,  und  verfŸgt A Spielabbruch, er hat dann einen Reingewinn +1.

In der Position  ist A ausgebrannt, das Spiel muss abgebrochen werden, A hat einen Totalverlust 15.

Gewinnerwartungen:

 

 

 

 

Das Spiel ist also fair, obwohl A scheinbar einen Vorteil hat, da er den Spielabbruch verfŸgen kann.