Hans Walser, [20111229a]

Approximation der Zykloide

Idee: R. W., F.

1        Abrollen eines regelmŠ§igen n-Ecks

Wir rollen ein regelmŠ§iges n-Eck auf einer Geraden ab und verfolgen den Weg eines partikulŠren Eckpunktes. Beim Dreieck setzt sich dieser Weg aus zwei Kreisbogen zusammen, welche die SeitenlŠnge des Dreieckes als Radius haben (Abb. 1). Der Abrollprozess (besser wohl ãAbkippprozessÒ) von links nach rechts wird durch die FarbverŠnderung von rot zu blau indiziert.

Abb. 1: Abrollen des Dreiecks

Beim Quadrat haben wir drei Kreisbogen, der Radius des mittleren Bogens ist gleich der Quadratdiagonalen.

Abb. 2: Abrollen des Quadrates

Beim Siegeneck (Abb. 3) haben wir sechs Bšgen, deren Radien der Reihe nach die LŠngen der von einem Eckpunkt ausgehenden Seiten und Diagonalen sind (ãDiagonalenfŠcherÒ). Bei einem n-Eck haben wir entsprechend  Bšgen.

Abb. 3: Abrollen des Siebenecks

FŸr wachsendes n nŠhert sich die Bogenfigur der Zykloide an. Die Abbildung 4 zeigt die Situation fŸr .

Abb. 4: Approximation der Zykloiden

2        Bezeichnungen und Berechnungen

Im regelmŠ§igen n-Eck  mit Umkreisradius 1 bezeichnen wir mit  den Abstand zweier Punkte  und . Damit ist , weiter  die SeitenlŠnge des regelmŠ§igen n-Ecks, und  die LŠnge einer Diagonalen, welche  Punkte Ÿberspringt. Den Mittelpunkt des Umkreises bezeichnen wir mit M, den Radius mit r. Die LŠngen  sind also die sukzessiven Radien unserer Kreisbšgen. Die zugehšreigen Kreissektoren haben alle den Zentriwinkel .

Da jede Seite von M aus unter einem Winkel von  erscheint, ist . Analog ist .

 

FŸr die LŠnge  des Bogens mit dem Radius  erhalten wir also:

 

Der letzte Bogen ist nur noch ein Punkt, also . Wir dŸrfen also im Folgenden die Summationen von 1 bis n laufen lassen, obwohl wir nur  Kreisbogen haben.

FŸr die GesamtlŠnge  der Kurve erhalten wir:

 

Wir bearbeiten zunŠchst die Summe . Dazu setzen wir die Ortsvektoren der entsprechenden Kreisteilungspunkte auf dem Einheitskreis zu einem Polygonzug zusammen. Die Abbildung 5 zeigt die Situation fŸr .

Abb. 5: Polygonzug aus Einheitsvektoren

Wir erhalten ein halbes regelmŠ§iges  der SeitenlŠnge 1. Die gesuchte Sinus-Summe ist die vertikale ãHšheÒ dieses . Dies ist der Inkreisdurchmesser, welcher die LŠnge  hat.

Somit ist:

 

 

3        Grenzwert

FŸr  erhalten wir die Zykloide. Wie lang ist diese? Wir suchen den Grenzwert:

 

3.1      Vermutung

Die Tabelle 1 gibt einige Werte an.

2

6.283185307

3

7.255197457

4

7.584475592

5

7.735062392

10

7.93409415

20

7.983543891

30

7.992687845

40

7.995887242

50

7.997367932

100

7.999342016

Tabelle 1: Werte von

Wir vermuten:

 

FŠllt das  tatsŠchlich raus?

3.2      Beweis

Wir berechnen  mit Hilfe der Substitution  und unter Anwendung der Regel von Bernoulli-de lÕH™pital. Es ist:

 

 

3.3      Differenzielle Herleitung

Wir greifen zurŸck zur Formel

 

und fŸhren die Bezeichnung  ein. Damit wird:

 

FŸr den GrenzŸbergang  kšnnen wir schreiben:

 

 

Damit wird:

 

4        Parametrisierung der Zykloide

Die Abbildung 6 ist ein Teil der Abbildung 4. ZusŠtzlich sind zwei Radien des regelmŠ§igen 20-Ecks eingezeichnet.

Abb. 6: Figur zum Anschauen

Der GrenzŸbergang  fŸhrt entsprechend zur Figur der Abbildung 7 mit der Zykloide.

Abb. 7: Zykloide

Wir entnehmen daraus fŸr die Zykloide die Parameterdarstellung:

 

 

 

Diese Parameterdarstellung lŠsst sich umformen zur Ÿblichen Parameterdarstellung:

 

 

Sie hat aber rechentechnische Vorteile. Aus

 

 

 

erhalten wir:

 

 

Damit ergibt sich fŸr die BogenlŠnge der Zykloide:

 

 

Mit der Ÿblichen Parametrisierung wird die Berechnung des Integrals etwas aufwŠndiger.

5        Eine eigenartige Kurve

Die Abbildung 8 zeigt dasselbe wie die Abbildung 3, aber ohne die Siebenecke. Es sind nur die Sektoren gezeichnet.

Abb. 8: Nur Sektoren

Nun denken wir uns Figur als ein bewegliches Modell aus Sektoren, welche an den Bogen-Enden gelenkig verbunden sind. In der Situation der Abbildung 8 haben wir zwischen aufeinander folgenden Sektoren jeweils einen …ffnungswinkel von  (allgemein ). Nun klappen wir das Modell zusammen, so dass die Zwischenwinkel verschwinden (Abb. 9).

Abb. 9: Zusammengeklappte Sektoren

Die Abbildung 10 bis 12 zeigen die Figuren fŸr ,  und .

Abb. 10:

Abb. 11:

Abb. 12:

Es entsteht sowohl innen wie au§en eine interessante Kurve. In der Abbildung 13 ist die Kurve durch  approximiert. Zudem ist ein Referenzquadrat der SeitenlŠnge 4 eingezeichnet.

Abb. 13: Was fŸr eine Kurve ist das?

Die Au§enkurve hat natŸrlich dieselbe LŠnge wie die Zykloide, also 8. Sie ist die Evolvente der Innenkurve.

Die LŠnge der Innenkurve ist 4. Dies lŠsst sich leicht beweisen. FŸr  ist die Innenkurve ein Polygonzug, dessen StreckenlŠngen die Differenzen aufeinander folgender  sind. Die GesamtlŠnge  ist also:

 

 

 

 

Somit ist:

 

 

Vermutung: Die halbe Innenkurve ist Šhnlich zur halben Au§enkurve (Drehstreckung, Drehung um , Streckfaktor 2).