Hans Walser, [20180119]

Alexander der Gro§e und Pythagoras

Anregung: Chr. S., H.

1     Worum geht es?

Aus 4 Einzelquadraten kšnnen wir ein -Quadrat zusammenfźgen (Abb. 1a) und analog aus 9 Einzelquadraten ein -Quadrat (Abb. 1b).

Lassen sich diese beiden Quadrate addieren im Sinne, dass ein neues Quadrat aus  Einzelquadraten entsteht?

Abb. 1: Die beiden Quadrate

2     Schule

In Unterricht haben Schźlerinnen und Schźler in der Reihenfolge a) bis g)

a)     zu merken, dass es nicht geht

b)    zu erforschen, ob es allenfalls mit anderen Zahlen geht

c)     das Lehrerdreieck mit den Katheten 3 und 4 zu entdecken

d)    das Dreieck mit den Katheten 5  und 12 zu entdecken

e)     den semantischen Begriff des pythagoreischen Tripels zu erarbeiten

f)     als Sternstunde eine Parametrisierung der pythagoreischen Tripel zu finden

g)    als besondere Sternstunde zu zeigen, dass diese Parametrisierung alle pythagoreischen Tripel liefert

So steht es im Curriculum.

3     Wie es doch geht

Wir malen fźnf Einzelquadrate rot an (Abb. 2a).

Und nun verfahren wir wie Alexander der Gro§e vor dem gordischen Knoten. Wir zerschneiden. Zwar nicht mit dem Schwert, sondern zivilisiert mit der Schere.

Vier Einzelquadrate zerschneiden wir gemŠ§ Abbildung 2b. Die orange Binneneinteilung (Halbieren und Dritteln) dient dazu, die Schnittlinie festzulegen.

Die verbleibenden vier Einzelquadrate zerschneiden wir gemŠ§ Abbildung 2c.

Abb. 2: Zerschneiden

Die Abbildung 3 zeigt eine Auslegeordnung unserer 13 Einzelquadrate.

Abb. 3: Auslegeordnung

Nun kšnnen wir die Einzelteile zu einem Quadrat arrangieren (Abb. 4).

Abb. 4: Summenquadrat

Zugegeben, es handelt sich um einen alten Hut (Abb. 5).

Abb. 5: Alter Hut

4     Die kleine Schwester des Pythagoras

Wie viele unzerschnittene rote Einzelquadrate gibt es im allgemeinen Fall?

Nun wirdŐs formal: Seien a und b natźrliche Zahlen mit . Die Abbildung 6 zeigt im Quadratraster das zugehšrige Rechteck fźr den Fall  und . Wie viele Einzelquadrate werden von der eingezeichneten Diagonale zerschnitten?

Abb. 6: Diagonale im Rasterrechteck

Von links nach rechts zŠhlen wir mal a Positionen mit Einzelquadraten. An  Stellen (Zaunpfahlproblem) sind zwei zerschnittene Einzelquadrate gestapelt. Somit haben wir insgesamt  zerschnittene Einzelquadrate. Fźr die rote Treppe der unzerschnittenen Einzelquadrate unterhalb der Diagonale ergeben sich also

 

                                                                                                         (1)

 

 

unzerschnittene Einzelquadrate.

Im Beispiel  und  (Abb. 7) gibt es €rger. Die Formel (1) stimmt nicht. Das Ergebnis ist nicht einmal ganzzahlig.

Abb. 7: Die Formel stimmt nicht

Das liegt wohl daran, dass a und b gemeinsame Teiler haben. Um uns diesen €rger zu ersparen, verlangen wir zusŠtzlich, dass a und b teilerfremd seien.

Die Abbildung 8 zeigt illustriert, dass der Treppenrhythmus gelegentlich gestšrt ist. Aber das ist ein Thema fźr sich.

Abb. 8: Stolpertreppe

Zurźck zum Beispiel  und  (Abb. 6). Wir komponieren die HŠlften des Rechteckes zu einem Quadrat (Abb. 9). In der Mitte bleibt ein quadratisches Loch der SeitenlŠnge  źbrig, welches wir mit unzerschnittenen Einzelquadraten fźllen.

Abb. 9: Das Quadrat

Fźr die Gesamtanzahl R der unzerschnittenen roten Einzelquadrate erhalten wir daher und wegen (1):

 

                                               (2)

 

 

Die Summe  ist die kleine Schwester des Pythagoras.

5     Zerschneidungen

Wir zerschneiden in einem Raster mit b Spalten nebeneinander und a Zeilen untereinander (Abb. 10a). Darin fźhren wir die benštigten Zerschneidungen durch (Abb. 10b).

Abb. 10: Zerschneidung

Die Abbildung 11 schlie§lich zeigt den Zerschneidungsbeweis fźr unser Beispiel in aller Herrlichkeit und auf 95% reduziert.

 

Abb. 11: Pythagoras