Der Raum und das DIN-Format

 

 

 

Hans Walser

12. Januar 2015

Toeplitz-Kolloquium, Bonn

 

Zusammenfassung: Ausgehend von didaktischen und erkenntnistheoretischen Problemen der Raumgeometrie werden zunŠchst einige Modelle von Polyedern vorgestellt, welche aus Papier oder Karton im DIN-Format hergestellt werden kšnnen. Anschlie§end wird die Grundidee des DIN-Formates auf andere Figuren Ÿbertragen, wobei wiederum der Raum eine wichtige Rolle spielt.


1        Was sehen wir?

Zum VerstŠndnis der didaktischen Schwierigkeiten in der Raumgeometrie ist es naheliegend sich zunŠchst das zweidimensionale Analogon vor Augen zu halten.

1.1      Die so genannte ebene Geometrie

Die Geometrie in der Ebene ist nicht zweidimensional. Sie ist in den dreidimensionalen Raum eingebettet. Wir Menschen – SchŸler wie Lehrer – sehen aus der dritten Dimension auf die zweidimensionale Geometrie-Ebene hinunter. Die ebene Geometrie wird sozusagen aus der Feldherrenperspektive prŠsentiert. Ganz anders sah es der Landsknecht im Dreck oder der Fahrer eines Jagdpanzers durch seinen Sehschlitz.

1.2      Raumgeometrie

In der Raumgeometrie ist die Situation grundsŠtzlich anders. Wir leben selber im Raum. Wir stecken sozusagen mit dem Kopf in der Suppe, die wir auslšffeln sollten. Um eine dreidimensionale Geometrie von derselben QualitŠt wie die zweidimensionale Geometrie zu erhalten, mŸssten wir aus der vierten Dimension auf den dreidimensionalen Raum hinunterschauen kšnnen.

1.3      Zweidimensionale Geometrie fŸr Bildschirmbewohner

Unsere Probleme mit der dreidimensionalen Geometrie lassen sich illustrieren, indem wir uns die Situation von Leuten versetzen, welche in einer zweidimensionalen Welt leben. Also Leute aus Flatland (Abbott 1884, Burger 1978), FlachlŠnder oder Screenbewohner.

Die Schulwandtafel der FlachlŠnder ist eindimensional, die Flachlandlehrerin hat darauf eine recht bekannte Figur gezeichnet (Abb. 1a).

 

Abb. 1: Eine recht bekannte Figur

 

Wir erkennen die Figur erst in der Sicht aus der dritten Dimension (Abb. 1b). Ich frage mich, ob die FlachlŠnder den Satz des Pythagoras je erkannt haben, und wenn ja, wie sie ihn beweisen konnten.

Vielleicht wŸrden wir aus der 4d-Sicht auf die 3d-Raumgeometrie eine viel reichhaltigere Geometrie als die uns bekannte Raumgeometrie sehen. Das ist aber reine Spekulation und Šhnlich irrelevant wie die Frage ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder ob das Licht im KŸhlschrank wirklich ausgeht wenn wir die TŸr schlie§en.

2        Puzzles

Die Abbildung 2 zeigt ein scheinbar zweidimensionales Puzzle.

 

Abb. 2: Puzzle

 

Um das noch fehlende Puzzle-Teil rechts oben einzufŸgen, mŸssen wir es allerdings in die dritte Dimension anheben, in der Luft verschieben und etwas drehen und dann einsenken. Diese Operation ist fŸr FlachlŠnder nicht machbar. Sie kšnnen zwar durch Ausmessen feststellen, dass das Puzzleteil hineinpasst (statisch), aber sie kšnnen es nicht einpassen (dynamisch). Ein 2d-Puzzle funktioniert nur im 3d-Raum.

Die Abbildung 3 zeigt ein entsprechendes Beispiel im 3d-Raum (vgl. [1], S. 13 und (Maier, 1998, S. 25)).

 

Abb. 3: ãUnmšglichesÒ 3d-Puzzle

 

Die fehlende Ecke passt zwar hinein, lŠsst sich aber nicht einpassen. Auf jeder SeitenflŠche des WŸrfels brŠuchten wir eine Ausweichrichtung senkrecht zur jeweiligen SeitenflŠche. Dies ist simultan nur in der vierten Dimension mšglich.

3        Fazit

ãUnsereÒ 3d-Geometrie ist ein Abklatsch der 2d-Geometrie.

4        Das DIN-Format

Wenn wir ein DIN A4 Papier lŠngs der kurzen Mittellinie falten, ergibt sich ein doppellagiges DIN A5 Papier (Abb. 4). Dieses hat nun dieselbe Form (€hnlichkeit), also dieselben SeitenverhŠltnisse wie das DIN A4 Papier. Dies kann durch Anlegen an eine gemeinsame Diagonale nachgeprŸft werden.

 

Abb. 4: DIN A4 und DIN A5

 

Mit der Schmalseite 1 und der Langseite x fŸr das DIN A4 Rechteck erhalten wir aus der €hnlichkeit:

 

 

Dieses SeitenverhŠltnis kann durch Falten nachgeprŸft werden (Abb. 5). Dabei benŸtzen wir den Sachverhalt, dass im Quadrat die Diagonalen-LŠnge das  der SeitenlŠnge ist.

 

Abb. 5: Kontrolle durch Falten

 

5        Das DIN-Rechteck in WŸrfel und Tetraeder

Zwei diametrale WŸrfelkanten spannen ein Rechteck im DIN-Format auf. Daher kšnnen mit Papieren oder Karten im DIN-Format WŸrfelmodelle gebaut werden.

5.1      DiagonalflŠchen

Die Abbildung 6 zeigt ein Modell aus sechs A6-Karten. Schnittmuster und Bauanleitung siehe (Walser, 2009) und (Walser,  2013, S. 45f).

 

Abb. 6: WŸrfelmodell aus sechs A6 Karten

 

5.2      Kantenmodell des WŸrfels

Als Baumaterial dient Papier im DIN A6-Format. Geeignet ist dazu Papier der StŠrke 80 g/m2, das vom Format A4 auf A6 zugeschnitten wird.

FŸr jede Kante braucht es ein Papier.

FŸr den Faltprozess verwenden wir eine etwas festere A6-Karte als Faltlehre. Wir legen diese Faltlehre diagonal auf ein A6-Papier und falten die vorstehenden Ecken des darunterliegenden Papiers nach vorne Ÿber die Faltlehre (Abb. 7a, 7b). Dann entfernen wir die Faltlehre. Der Umriss des Papiers ist nun ein Rhombus (Abb. 7c).

 

Abb. 7: Faltvorgang

 

Nun falten wir die untere Spitze des Rhombus nach hinten unter die obere Spitze (Abb. 7d). Diese letzte Faltlinie wird zu einer Kante des WŸrfels. Was an dieser Kante noch vorsteht, kann zurŸckgebogen oder abgeschnitten werden. Damit haben wir unser Bauteil. Es hat die Form eines doppellagigen gleichschenkligen Dreiecks mit zwei Verbindungslaschen zum Einschieben in die Nachbarteile.

Die Abbildung 8 zeigt ein gešffnetes Bauteil von innen. Die Spitzen der beiden Rhomben-HŠlften mŸssen vor dem Zusammenbau des Modells noch aufeinander gelegt werden. Diese Spitzen kommen alle in den Mittelpunkt des WŸrfels zu liegen. Die Seiten der Rhomben werden zu halben Raumdiagonalen des WŸrfels.

Wir benštigen 12 Bauteile. Beginnend mit drei verschieden farbigen A4-Papieren, die wir zu A6-Papieren vierteln, erhalten wir drei SŠtze von je vier gleichfarbigen Bauteilen. Damit kšnnen wir den jeweils vier parallelen WŸrfelkanten dieselbe Farbe zuordnen (Abb. 9).

 

Abb. 8: Bauteil

 

Und nun kommt das Interessante, der Zusammenbau (Abb. 9). Wir schieben jeweils eine Verbindungslasche zwischen die beiden gleichschenkligen Dreiecke des Nachbarbauteils. Dabei achten wir darauf, dass an jeder halben Raumdiagonale des WŸrfels drei Bauteile in den drei verschiedenen Farben zusammen kommen. Parallele WŸrfelkanten haben dieselbe Farbe.

 

Abb. 9: Kantenmodell des WŸrfels

 

Es empfiehlt sich, den Zusammenbau schrittweise mit BŸroklammern zu fixieren. An jeder Ecke des WŸrfels ergeben sich schlie§lich drei BŸroklammern.

Wenn alles sitzt, kšnnen die BŸroklammern schrittweise entfernt und durch eine Heftklammer mit dem Tacker ersetzt werden. Dabei hat man den Ehrgeiz die Klammern symmetrisch einzubringen.

FŸr das Modell der Abbildung 9 wurden drei Farben verwendet und die Bauteile so angeordnet, dass parallele Kanten dieselbe Farbe haben. Wir kšnnen aber auch mit vier Farben arbeiten und die zugehšrigen Kanten paarweise windschief einbauen. Dann sehen wir in jeder SeitenflŠche des WŸrfels in eine Pyramide mit jeweils einer anderen zyklischen Anordnung der vier Farben. Im WŸrfelmodell kommen genau diese sechs zyklischen Anordnungen vor.

5.3      Kantenmodell des Tetraeders

Analog zum Kantenmodell des WŸrfels kann ein Kantenmodell des Tetraeders gebaut werden (Abb. 10). Dazu mŸssen wir im Faltvorgang der Abbildung 7d lŠngs der langen Rhombendiagonalen falten. Wir benštigen sechs Bauteile.

 

Abb. 10: Kantenmodell des Tetraeders

 

6        Ausschšpfen des A0-Rechteckes

Das DIN-Format ist flŠchenmŠ§ig ans metrische System angebunden. Das DIN A0 Papier hat einen FlŠcheninhalt von einem Quadratmeter.

6.1      Die klassische Art

Wir kšnnen mit einem Set von DIN-Rechtecken A1, A2, A3, ... ein A0-Rechteck ausschšpfen (Abb. 11).

 

Abb. 11: Ausschšpfung des A0-Rechteckes

 

Wenn wir die Mitten aufeinanderfolgender Rechtecke verbinden, ergibt sich eine Zickzack-Linie, welche in den Grenzpunkt rechts oben mŸndet.

6.2      Spiralfšrmige Anordnung

Wir kšnnen das Set von Rechtecken A1, A2, A3, ... aber auch spiralfšrmig gemŠ§ Abbildung 12a anordnen.

 

Abb. 12: Spiralfšrmige Anordnung. Drittel und Neuntel

 

Der Grenzpunkt ist ein ãDrittelpunktÒ (Abb. 12b). Dies kann wie folgt eingesehen werden: Wenn wir auf der Hšhe des Grenzpunktes von rechts her einfahren, treffen wir nur Hochformat-Rechtecke, und zwar der Reihe nach A4, A8, A12, ... . Diese haben im Vergleich zum Startrechteck die Breiten ,  ,  , ... . FŸr den Abstand vom rechten Rand erhalten wir somit  die geometrische Reihe:

 

 

6.3      DIN-Code

Ein violettes Rechteck der Abbildung 12b hat das SeitenverhŠltnis des DIN-Formates. Es bedeckt einen Neuntel des A0-Rechteks. Welchen DIN-Code hat es?

Dazu vergleichen wir mit den FlŠchenanteilen im DIN-System.

 

 

 

Wir sehen, dass unser violettes Rechteck zwischen A3 und A4 liegt, gefŸhlsmŠ§ig nŠher an A3. Rechnerisch erhalten wir:

 

 

 

6.4      Andere Grenzpunkte

Jeder Punkt im Innern oder auf dem Rand des A0-Rechteckes kann Grenzpunkt werden. Dazu verwenden wir folgenden Algorithmus (ãDie Katze schleicht um den hei§en BreiÒ): Wir fŸllen das A0-Rechteck mit einem Set von DIN-Rechtecken A1, A2, A3, ... so auf, dass der anvisierte Grenzpunkt nie ins Innere eines Set-Rechteckes gelangt. Die Abbildung 13 zeigt die ersten fŸnf Schritte und die Grenzfigur.

 

Abb. 13: Beliebiger Grenzpunkt

 

NatŸrlich wird der Algorithmus ambivalent, wenn der anvisierte Grenzpunkt auf den Rand eines Set-Rechteckes zu liegen kommt. Dies ist genau dann der Fall, wenn die x-Koordinate und/oder die y-Koordinate modulo  eine abbrechende Dualbruchentwicklung haben.

In diesem Fall entscheiden wir uns fŸr ãuntenÒ beziehungsweise ãlinksÒ. Dieser Entscheid ist von derselben QualitŠt wie der Entscheid, ein Halbes im Dezimalsystem durch 0.5 und nicht durch 0.4999... darzustellen.

Die Abbildung 14 zeigt die Situation mit dem Grenzpunkt in der Mitte des A0-Rechtecks.

 

Abb.14: Grenzpunkt in der Mitte

 

Die Figur ist asymmetrisch, muss es sein, da bei einer Symmetrie im A0-Rechteck jedes Teil doppelt oder vierfach erscheinen mŸsste.

6.5      MŠchtigkeiten

Ein Set von DIN-Rechtecken A1, A2, A3, ... ist abzŠhlbar (es ist ja bereits nummeriert). Es hat die MŠchtigkeit . Da jeder Punkt eines Din A0-Rechteckes Grenzpunkt sein kann, haben wir fŸr diese Punkte nach unserem Algorithmus die MŠchtigkeit , da es fŸr jedes Set-Rechteck zwei Positionsmšglichkeiten gibt.

6.6      Historisches

 

Abb. 15: Wilhelm Ostwald (1853-1932). Walter Porstmann (1886-1959)

 

6.6.1    Wilhelm Ostwald

Der NobelpreistrŠger Wilhelm Ostwald (1853-1932, Nobelpreis fŸr Chemie 1909, Abb. 15a) entwickelte 1911 ein System von Papierformaten, das er als Weltformat bezeichnete (Ostwald 1911). Geometrische Grundlage ist das Rechteck mit dem SeitenverhŠltnis , also wie beim heutigen DIN-Rechteck. Das System wurde lŠngenmŠ§ig auf das metrische System bezogen, indem das kleinste Rechteck (Weltformat I) die kurze Seite 1cm aufwies.

6.6.2    Walter Porstmann

Der Ingenieur, Mathematiker und Normungstheoretiker Walter Porstmann (1886-1959, Abb. 15b) war zeitweise Assistent von Wilhelm Ostwald. Er engagierte sich fŸr ein System, das nicht lŠngenmŠ§ig, sondern flŠchenmŠ§ig mit dem metrischen System verbunden ist, also . So entstand das heute noch verwendete DIN-System.  

7        Die DIN-Idee. Andere Figuren

Gibt es andere Figuren, die in zwei kongruente, zur Ausgangsfigur Šhnliche Teilfiguren zerlegbar sind?

Die Frage ist allgemein gehalten, es ist nicht von Halbieren die Rede, sondern nur von Zerlegen.

7.1      DIN-Parallelogramm

Wir kšnnen die DIN-Rechtecke zu Parallelogrammen verscheren (Abb. 16).

 

Abb. 16: Parallelogramme

 

Die Teilparallelogramme sind ungleichsinnig Šhnlich zum Startparallelogramm.

7.2      Das rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck

Das naheliegende Beispiel ist das rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck (Abb. 17). Bei der einfachsten Zerlegung gibt es einen Grenzpunkt unten rechts.

 

Abb. 17: Das rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck

 

Es gibt im rechtwinklig-gleichschenkligen Dreieck ebenfalls eine spiralfšrmige Anordnung (Abb. 18). Der Grenzpunkt fŸhrt zu FŸnfteln.

 

Abb. 18: Spiralfšrmige Anordnung

 

Die Figur kann auch aus einem halben Origami Papier durch fortlaufendes Falten erreicht werden (Abb. 19 und Abb. 20). FŸr das Falten ist ein dreidimensionaler Raum erforderlich.

 

 

Abb. 19: Faltprozess

Abb. 20: Faltmodell

 

Die Thaleskreise der Teildreiecke verlaufen durch den Grenzpunkt, ebenso eine Auswahl von Seitenhalbierenden (Abb. 21).

 

Abb. 21: Thaleskreise. Seitenhalbierende

 

8        Der Sprung in den Raum

8.1      DIN-Quader

Wird ein Quader mit dem KantenverhŠltnis  halbiert, ergeben sich zwei Quader mit dem KantenverhŠltnis . Diese sind Šhnlich zum ursprŸnglichen Quader.

Die Abbildung 22 zeigt eine Anordnung eines DIN-Quader-Sets analog zur klassischen Anordnung eines Sets von DIN-Rechtecken.

 

 Abb. 22: Anordnung

 

WŠhrend bei Rechtecken nur zwischen Querformat und Hochformat unterschieden werden kann, brauchen wir hier drei Anaordnungsformate. Dazu dient das beigefŸgte Koordinatensystem. Der erste Quader hat seine lŠngsten Kanten in der x-Richtung, der zweite Quader hat seine lŠngsten Kante in der y-Richtung und der dritte Quader in der z-Richtung. Der vierte Quader hat seine lŠngsten Kanten wiederum in der x-Richtung.

Als Stimmungsbild (Abb. 23) reale DIN-Quader.

 

Abb. 23: DIN-Kisten

 

8.2      Spiralen

8.2.1    Schnecke

Die Quader der Abbildungen 22 und 23 sind in einer rŠumlichen Spirale wie bei einer Wasserschnecke angeordnet. Der Grenzpunkt ist das Zentrum der Spirale (Abb. 24).

 

Abb. 24: RŠumliche Spirale

 

8.2.2    Grenzpunkt im Innern

Gibt es analog zur Abbildung 12 eine Spirale mit dem Grenzpunkt im Innern?

Das Problem ist – einmal mehr – unsere BeschrŠnkung auf drei Dimensionen. Wir kšnnen nicht aus der vierten Dimension ins Innere der Kisten blicken. Daher Ÿberlegen wir zunŠchst, wie eine FlachlŠnderin die zweidimensionale spiralfšrmige Anordnung der Abbildung 12 baut. Ihr Problem ist, dass sie nach Hinlegen der ersten vier Rechtecke entweder ausgeschlossen oder eingeschlossen ist.

Ideal wŠre, wenn sie im Zentrum beginnen und dann die Spirale darum herum wickeln kšnnte. Das geht aber nicht, da das Zentrum im Unendlichen ist.

Sie beginnt daher au§en mit den beiden ersten Rechtecken (Abb. 25). Dann legt sie das dritte und vierte Rechteck separat hin. Das fŸnfte und sechste Rechteck wird an die beiden ersten angefŸgt, das siebte und achte an das dritte und vierte und so weiter.

 

Abb. 25: Vorgehen der FlachlŠnderin

 

Schlie§lich werden die beiden Teilfiguren zusammengeschoben.

Die kleine Teilfigur ergibt sich aus der gro§en durch eine zentrische Streckung mit dem Faktor .

Analog kšnnen wir mit unseren Kisten vorgehen.

ZunŠchst legen wir die ersten drei Kisten hin gemŠ§ Abbildung 26.

Die nŠchsten drei Kisten legen wir separat hin, aber im Vergleich zu den ersten drei Kisten in spiegelbildlicher Anordnung. Dann weiter wie in der Ebene. Die kleine Teilfigur mŸssen wir vor dem Einschieben noch auf den Kopf stellen.

 

Abb. 26: Vorgehen im dreidimensionalen Raum

 

Der Grenzpunkt ist wiederum ein ãDrittelpunktÒ.

8.2.3    Orientierungsumkehrung

Die spiegelbildliche Anordnung der beiden Teifiguren ist deshalb erforderlich, weil im Raum die zentrische Streckung mit dem Faktor  eine orientierungsumkehrende Abbildung ist. Man kann das mit den realen Kisten der Abbildung 23 ausprobieren. Allgemein ist im Raum (im Unterschied zur Ebene) eine zentrische Streckung mit negativem Faktor orientierungsumkehrend. Man kann sich das am Sonderfall der Punktspiegelung (Faktor –1) leicht klarmachen: wir halten eine Kugel so mit beiden HŠnden, dass entsprechende Finger (Daumen-Daumen etc.) diametral liegen (Abb. 27).

 

Abb. 27: Punktspiegelung im Raum

 

Die Punktspiegelung am Kugelmittelpunkt bildet die rechte Hand auf die linke Hand ab.

Es ist daher etwas fragwŸrdig, die Punktspiegelung im Raum als Analogon der Punktspiegelung in der Ebene zu bezeichnen.

8.2.4    Eckige Spirale

Wir verbinden nun die Mittelpunkte aufeinanderfolgender Quader zu einer Zickzacklinie. Die Abbildung 28a zeigt dies in einer Phantomdarstellung, die Abbildung 28b in klassischer Manier mit Grund-, Auf- und Kreuzriss.

 

Abb. 28: Zickzackzocklinie

 

Eigentlich ist es eine Zickzackzocklinie.

8.3      DIN-Hyperquader

Im vierdimensionalen Raum ergeben sich durch

 

 

 

oder in anderer Schreibweise

 

 

 

die Kanten zweier aufeinanderfolgender 4d-DIN-Hyperquader. George P—lya (1887-1985, Abb. 29) hŠtte in dieser Situation allerdings von einer Verallgemeinerung durch VerwŠsserung gesprochen.

 

Abb. 29: George P—lya

 

8.4      Gleichtemperierte 12-Ton-Stimmung

Wir verwŠssern weiter zum 12d-DIN-Hyperquader.

 

 

Das haben wir zwar noch nie gesehen, aber schon gehšrt. Es sind die FrequenzverhŠltnisse der Gleichtemperierte 12-Ton-Stimmung.

8.5      Die Jakobsleiter

Und ihm trŠumte; und siehe, eine Leiter stand auf der Erde,

die rŸhrte mit der Spitze an den Himmel, und siehe,

die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.

Gen 28, 11

Die Abbildung 30a zeigt die ersten Sprossen der Jakobsleiter.

 

Abb. 30: Jakobsleiter

 

Auf der einen Seite der Leiter steigen die Engel hinauf, auf der anderen Seite hinunter. Damit sie sich nicht gegenseitig auf den FŸ§en herumtreten, haben sie festgelegt, dass die aufsteigenden Engel nur die Sprossen mit ungeraden Nummern verwenden, die absteigenden nur die Sprossen mit geraden Nummern (Abb. 30b). Damit zerfŠllt die Jakobsleiter in zwei Teil-Jakobsleitern, die zur ursprŸnglichen Jakobsleiter Šhnlich sind (Abb. 30c und 30d). Wir haben also das Prinzip des DIN-Formates.

Der Reduktionsfaktor ist 2. Das Wort Reduktionsfaktor ist syntaktisch richtig, semantisch falsch, da Sprossenhšhne nicht reduziert, sondern verdoppelt wird. Unter dem Aspekt eines Fraktals ergibt sich die Mandelbrot-Dimension D (fraktale Dimension):

Literatur

Abbott, Edwin A. (1884): Flatland. A Romance of Many Dimensions. London: Seeley.

Burger, Dyonis (1978): SilvestergesprŠche eines Sechsecks. Kšln: Aulis. ISBN 3-7614-0085-3.

Maier, Peter Herbert (1998): RŠumliches Vorstellungsvermšgen – Unterschiede zwischen Mann und Frau? In InformationsblŠtter fŸr Darstellende Geometrie (IBDG) 1/1998. S. 23-31.

Ostwald, Wilhelm (1911): Die Weltformate fŸr Drucksachen. Ansbach: SeyboldÕs Buchhandlung.

Walser, Hans (2009): Steckmodelle. MU Der Mathematikunterricht. Polyeder im Mathematikunterricht. Jahrgang 55. Heft 1. Februar 2009. Friedrich Verlag, Seelze. S. 38-47.

Walser, Hans (2013): DIN A4 in Raum und Zeit. Silbernes Rechteck – Goldenes Trapez – DIN-Quader. Edition am Gutenbergplatz, Leipzig 2013. ISBN 978-3-937219-69-1.

Internetseiten

[1] http://www.geotic.at/docs/GEODIKON-GDM-Saarbruecken-140912-de.pdf (abgerufen 21. 9. 2014)

 

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