Hans Walser

 

 

Beschreibung: 03_52

 

 

Workshop: Falten im DIN-Format

 

27. Schweizerischer Tag źber Mathematik und Unterricht

 

Mittwoch, 7. September 2016

 

Kantonsschule Wil

 

Zusammenfassung: Wir lernen ebene und rŠumliche Faltmodelle kennen, die nur mit Papier im DIN-Format mšglich sind. Insbesondere bauen wir Kantenmodelle des Wźrfels und des Tetraeders und falten ein regelmŠ§iges Achteck.

 

Material und Werkzeuge:

á            Papier (75 – 90 g/m2), Formate A4 und A6, verschiedene Farben

á            Bostitch (Klammermaschine, Tacker) und Reserveklammern

 

1     Wźrfel und Tetraeder

1.1    Kantenmodell des Wźrfels

Als Baumaterial dient Papier im DIN A6-Format. Geeignet ist Papier der StŠrke 80 g/m2, das vom Format A4 auf A6 zugeschnitten wird. Ebenfalls geht es mit dźnnen Karteikarten.

Fźr jede Kante braucht es ein Papier.

Fźr den Faltprozess verwenden wir eine etwas festere A6-Karte als Faltlehre. Wir legen diese Faltlehre diagonal auf ein A6-Papier und falten die vorstehenden Ecken des darunterliegenden Papiers nach vorne źber die Faltlehre. Dann entfernen wir die Faltlehre. Der Umriss des Papiers ist nun ein Rhombus mit dem spitzen Winkel .

 

Faltvorgang

 

Nun falten wir die untere Spitze des Rhombus nach hinten unter die obere Spitze. Diese letzte Faltlinie wird zu einer Kante des Wźrfels. Was an dieser Kante noch vorsteht, kann zurźckgebogen oder abgeschnitten werden. Damit haben wir unser Bauteil. Es hat die Form eines doppellagigen gleichschenkligen Dreiecks mit zwei Verbindungslaschen zum Einschieben in die Nachbarteile.

Die folgende Abbildung zeigt ein gešffnetes Bauteil von innen. Die Spitzen der beiden Rhomben-HŠlften mźssen vor dem Zusammenbau des Modells noch aufeinander gelegt werden. Diese Spitzen kommen alle in den Mittelpunkt des Wźrfels zu liegen. Die Seiten der Rhomben werden zu halben Raumdiagonalen des Wźrfels.

Wir benštigen 12 Bauteile. Beginnend mit drei verschieden farbigen A4-Papieren, die wir zu A6-Papieren vierteln, erhalten wir drei SŠtze von je vier gleichfarbigen Bauteilen. Damit kšnnen wir den jeweils vier parallelen Wźrfelkanten dieselbe Farbe zuordnen.

 

Bauteil

 

Und nun kommt das Interessante, der Zusammenbau. Wir schieben jeweils eine Verbindungslasche zwischen die beiden gleichschenkligen Dreiecke des Nachbarbauteils. Dabei achten wir darauf, dass an jeder halben Raumdiagonale des Wźrfels drei Bauteile in den drei verschiedenen Farben zusammen kommen. Parallele Wźrfelkanten haben dieselbe Farbe.

 

Kantenmodell des Wźrfels

 

Es empfiehlt sich, den Zusammenbau schrittweise mit Bźroklammern zu fixieren. An jeder Ecke des Wźrfels ergeben sich schlie§lich drei Bźroklammern.

Wenn alles sitzt, kšnnen die Bźroklammern schrittweise entfernt und durch eine Heftklammer mit dem Tacker ersetzt werden. Dabei hat man den Ehrgeiz, dass die Klammern symmetrisch eingebracht werden.

1.2    Kantenmodell des Tetraeders

Beim regelmŠ§igen Tetraeder haben wir den ErgŠnzungswinkel von  auf 180ˇ, also 109.4712ˇ, als Winkel zwischen den vom Zentrum aus zu den Ecken verlaufenden Strecken. Daher kann analog zum Kantenmodell des Wźrfels ein Kantenmodell des Tetraeders gebaut werden.

 

Beschreibung: 03_52

Kantenmodell des Tetraeders

 

2     Das Silberne Rechteck und das Achteck

Silberne Rechtecke erhalten wir als ăAbfallŇ, wenn wir von DIN A4-Papier quadratisches Origami-Papier abschneiden (Walser 2013).

2.1    Diagonalenschnittwinkel

Die folgende Abbildung zeigt einen Beweis ohne Worte fźr den Sachverhalt, dass sich die Diagonalen im Silbernen Rechteck unter einem Winkel von 45ˇ schneiden.

 

Diagonalenschnittwinkel im Silbernen Rechteck

 

Der 45ˇ-Winkel ist auch der Zentriwinkel im regelmŠ§igen Achteck. Wir kšnnen daher vier silberne Rechtecke źbereck zu einem Achteck zusammenfźgen.

 

Achteck aus Silbernen Rechtecken

 

2.2    Falten eines regelmŠ§igen Achtecks

Ein regelmŠ§iges Achteck kann aus einem DIN-Papier durch Falten hergestellt werden.

 

Falten eines Achteckes

 

Faltmodell

 

Natźrlich kšnnen wir auch mit einem anderen Papier-Rechteck diesen Faltprozess durchfźhren. Wir erhalten dann ein zwar gleichwinkliges, aber nicht gleichseitiges Achteck. Die folgende Abbildung zeigt die Situation fźr das US Letter Format.

 

US Letter

 

 


 

3     Das rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck

Das rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck kann wie ein Rechteck im DIN-Format in zwei zur Ausgangsfigur Šhnliche Teile zerlegt werden.

 

Das rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck

 

Es gibt im rechtwinklig-gleichschenkligen Dreieck ebenfalls eine spiralfšrmige Anordnung. Der Grenzpunkt fźhrt zu Fźnfteln.

 

Spiralfšrmige Anordnung

 

Die Figur kann auch aus einem halben Origami Papier durch fortlaufendes Falten erreicht werden.

 

Faltprozess

 

Faltmodell

 

Die Thaleskreise der Teildreiecke verlaufen durch den Grenzpunkt, ebenso eine Auswahl von Seitenhalbierenden.

 

Thaleskreise. Seitenhalbierende

 

4     Rechenaufgaben

4.1    Turm zu Papyron

4.1.1   Der Stapel

Wir zerlegen ein DIN-A4-Blatt in zwei DIN-A5-BlŠtter. Eines der beiden DIN-A5-BlŠtter zerlegen wir weiter in zwei DIN-A6-BlŠtter.

Nun legen wir eines der beiden DIN-A6-BlŠtter mittig auf das noch vorhandene DIN-A5-Blatt.

Das zweite DIN-A6-Blatt zerlegen wir ein zwei DIN-A7-BlŠtter und legen eines davon mittig auf das noch vorhandene DIN-A6-Blatt.

Und so weiter. Es entsteht ein Stapel.

4.1.2   Fragen

Frage 1: Ist dieser Stapel als ăPyramideŇ oder als ăTurmŇ zu bezeichnen?

Frage 2: Wie hoch wird der Stapel?

4.1.3   Bearbeitung der Fragen

Die folgende Abbildung zeigt den Stapel von oben.

 

Stapel aus der Sicht von oben

 

Aus dieser Sicht lŠsst sich nicht entscheiden, ob wir es mit einer Pyramide oder einem Turm zu tun haben (Frage 1).

Die folgende Abbildung zeigt den Stapel von vorne. Die Papierdicke ist konstant, da ja alle Lagen aus demselben Papierblatt geschnitten sind. 

 

Sicht von vorne

 

Der Stapel ist als ăTurmŇ zu bezeichnen. Der Turm kann beliebig hoch werden. Die Seitenkonturen des Stapels sind um 90ˇ gedrehte Exponentialkurven.

Bei einer Pyramide dźrften die Seitenkonturen nicht gekrźmmt sein. Dies wŠre dann der Fall, wenn die Papierdicke abnehmen wźrde (folgende Abbildung). Das ist aber nicht mšglich, da alle Teile aus demselben Papierblatt geschnitten sind.

 

Pyramide

 

Die Pyramide hŠtte – mit der Papierdicke d fźr die unterste Lage – die Gesamthšhe h:

 

5     Papier fźr die Welt

5.1    Fragen

Ein DIN-A4-Papier kann in zwei DIN-A5-Papiere zerschnitten werden oder in vier DIN-A6-Papiere oder in acht DIN-A7-Papiere oder ... (Abbildung).

 

Zerlegungen

 

Welches Format muss gewŠhlt werden, damit es fźr die ganze Menschheit reicht? Wie hoch wird der Stapel dieser Papiere? Welche Ausma§e hat ein einzelnes Blatt?

5.2    Bearbeitung

5.2.1   Format

Aus einem DIN-A4-Papier erhalten wir  Papiere im Format DIN-An.

Die Weltbevšlkerung betrŠgt 7.30 Milliarden Menschen (2015 / 16). Somit:

 

 

mit der technischen Lšsung:

 

 

Wir mźssen also das Format DIN-A37 wŠhlen. Die genaue Anzahl Papier ist dann:

 

 

5.2.2   Stapelhšhe

Eine Packung von 500 Blatt Druckerpapier der StŠrke 80g/m2 ist ziemlich genau 5 cm dick. Das ergibt fźr ein einzelnes Blatt eine Dicke von 0.1 mm.

Ein Stapel von 8Ő589Ő934Ő592 BlŠttern ist somit etwa 859 km hoch.

5.2.3   Ausma§e

Wir rechnen im Hochformat.

Fźr die Hšhe  und die Breite  des DIN-An-Papieres gilt:

 

 

Die Tabelle gibt die ersten numerischen Werte.

 

n

Hšhe in [m]

Breite in [m]

0

1.189207115

0.8408964153

1

0.8408964150

0.5946035573

2

0.5946035575

0.4204482076

3

0.4204482076

0.2973017787

4

0.2973017788

0.2102241038

5

0.2102241038

0.1486508893

6

0.1486508894

0.1051120519

7

0.1051120519

0.07432544468

8

0.07432544469

0.05255602596

9

0.05255602593

0.03716272234

10

0.03716272234

0.02627801298

11

0.02627801297

0.01858136117

12

0.01858136117

0.01313900649

13

0.01313900648

0.009290680585

14

0.009290680586

0.006569503245

15

0.006569503242

0.004645340292

16

0.004645340293

0.003284751622

17

0.003284751621

0.002322670146

18

0.002322670146

0.001642375811

19

0.001642375810

0.001161335073

20

0.001161335073

0.0008211879056

21

0.0008211879053

0.0005806675365

22

0.0005806675366

0.0004105939528

23

0.0004105939526

0.0002903337683

24

0.0002903337683

0.0002052969764

25

0.0002052969764

0.0001451668841

26

0.0001451668842

0.0001026484882

27

0.0001026484882

0.00007258344207

28

0.00007258344208

0.00005132424410

29

0.00005132424408

0.00003629172103

30

0.00003629172104

0.00002566212205

31

0.00002566212204

0.00001814586051

32

0.00001814586052

0.00001283106102

33

0.00001283106102

0.000009072930257

34

0.000009072930260

0.000006415530512

35

0.000006415530510

0.000004536465129

36

0.000004536465130

0.000003207765256

37

0.000003207765255

0.000002268232564

Numerische Werte

 

Fźr n = 37 erhalten wir:

 

 

Wegen der Papierdicke von 0.1 mm erhalten wir ein sehr hohes Prisma.

 

 

Literatur

Walser, Hans (2013): DIN A4 in Raum und Zeit. Silbernes Rechteck – Goldenes Trapez – DIN-Quader. Edition am Gutenbergplatz, Leipzig 2013. ISBN 978-3-937219-69-1.