Hans Walser, [20220611]
Zwischenwinkel
Anregung: LG, V.
Folge von Zwischenwinkel in wachsenden Dimensionen. Frage der Konvergenz
An einer mündlichen Prüfung wählten die Kandidat*innen bei zwei Vektoren (zur Berechnung des Zwischenwinkels) in der Ebne oder im Raum sehr oft die beiden Beispiele
Beziehungsweise
Daraus ergibt sich folgende allgemeine Frage: Wie groß ist der Zwischenwinkel der beiden n-dimensionalen Vektoren:
In der Ebene suchen wir den Zwischenwinkel zwischen den Vektoren (Abb. 1):
Abb. 1: Zwischenwinkel?
Der Zwischenwinkel beträgt etwa 10.30484653° (Tab. 1).
Da alle unsere Vektoren in der ersten Hälfte des eindimensionalen, im ersten Quadranten des ebenen, im ersten Oktanten des räumlichen Koordinatensystems etc. spielen, sind alle Winkel spitz.
Wir berechnen den Zwischenwinkel γ mit Hilfe des Skalarproduktes:
Für das Skalarprodukt finden
wir:
Nun ist:
Weiter ist:
Daraus ergibt sich:
Somit erhalten wir für den Zwischenwinkel γ:
Die Tabelle 1 gibt die
ersten 15 Werte.
n |
Zwischenwinkel γ |
1 |
0° |
2 |
10.30484653° |
3 |
12.93315452° |
4 |
14.33517020° |
5 |
15.21441405° |
6 |
15.81879582° |
7 |
16.26020471° |
8 |
16.59688258° |
9 |
16.86221599° |
10 |
17.07674123° |
11 |
17.25379319° |
12 |
17.40241088° |
13 |
17.52894028° |
14 |
17.63796826° |
15 |
17.73289307° |
Tab. 1:
Zwischenwinkel
In der Tabelle 1
sehen wir, dass der Zwischenwinkel γ zunächst stark, dann aber immer weniger zunimmt. Gibt es eine obere
Schranke?
Um dies zu klären,
formen wir die Zwischenwinkelformel um und vereinfachen (Ausmultiplizieren und
Kürzen):
Bei dieser Umformung
werden allerdings allfällige stumpfe Winkel in ihre spitzen Ergänzungswinkel
auf 180° umgeformt. Wir wissen aber, dass ohnehin nur spitze Winkel im Spiel
sind.
Der Radikand
strebt für wachsendes
n gegen
Somit erhalten wir für den Zwischenwinkel γ den Grenzwert:
Die Abbildung 2 illustriert die Situation.
Abb. 2: Zwischenwinkel und Grenzwert
In der Tabelle 2 sind die Längen der beiden Vektoren eingetragen sowie deren Längenverhältnis. Neben dem trivialen Fall n = 1 haben wir auch für n = 7 ein rationales Längenverhältnis.
Tab.
2: Vektorlängen
Wir vermuten, dass
es auch für das Längenverhältnis einen Grenzwert gibt.
Aus den Berechnungen
der Vektorlängen folgt mit einigen Umformungen (Expandieren und Kürzen)
Für wachsendes n strebt dieser Wert gegen ⅐. Somit haben wir für das Längenverhältnis der beiden Vektoren den Grenzwert:
Dieser Grenzwert ist eine untere Schranke. Die Abbildung 3 illustriert den Sachverhalt.
Abb. 3: Längenverhältnisse der beiden Vektoren
Es gibt somit eine Grenzfigur mit dem Grenzwert des Längenverhältnisses der beiden Vektoren und dem Grenzwert des Zwischenwinkels. Diese Grenzfigur ist unendlich groß, aber wir können seine Form zeichnen (Abb. 4). Die Figur spielt in einem Raum der Dimension unendlich.
Abb. 4: Grenzfigur
Der Flächeninhalt des durch die beiden Vektoren aufgespannten Grenzdreiecks mit der normierten Länge 1 für den längeren Vektor ist gleich dem Flächeninhalt des gleichseitigen Dreieckes mit der Seitenlänge sqrt(1/7) (Abb. 5).
Abb. 5: Flächenvergleich
Auffallend ist das mehrfache Auftreten von sqrt(7) im Grenzfall.