Hans Walser, [20080331b]

Punktraster

1        Worum es geht

Wir arbeiten mit einem regulŠren Quadratraster oder Dreiecksraster.

Quadratraster und Dreiecksraster

Auf dieses Raster wenden darauf eine affine Abbildung an. Bildraster und Ursprungsraster werden Ÿberlagert dargestellt.

2        Kleine Translation

Eine kleine Translation fŸhrt zu einem Schatten.

Schatten


3        Kleine Drehung

Eine kleine Drehung wird sichtbar.

Kleine Drehung


4        Perspektive

Wir stellen uns Urbildraster und Bildraster in parallelen, senkrecht stehenden Ebenen vor. Wenn wir das aus einem gewissen Abstand ansehen, erkennen wir infolge der Perspektive ein neues Muster. In den folgenden Figuren befinden wir uns vier mal den Abstand der beiden Ebenen vor der vorderen Ebene. Die vorderen Punkte sind entsprechend grš§er gezeichnet. Die Punkte sind durchscheinend gezeichnet. Die †berlagerung von blau und rot ergibt magenta. Wir erkennen ein Quadratraster und ein Dreiecksraster aus Ÿberlagerten Punkten.

Perspektive

Perspektive


5        Drehung des Quadratrasters um 45¡. Streckung

Bei einer Drehung um 45¡ ergibt sich au§erhalb des Drehzentrums keine exakte †berlagerung von Punkten der beiden Raster, auch wenn es fast so aussieht. Das liegt daran, dass  eine irrationale Zahl ist.

Drehung um 45¡


Weitere exakte †berlagerungen ergibt es, wenn wir noch eine Streckung einbauen mit einem Faktor, welcher  enthŠlt. Im folgenden Beispiel ist der Streckfaktor . Wir sehen ein quadratisches †berlagerungsraster, welches bezogen auf das ursprŸngliche blaue Raster die Maschenweite 3 hat. Bezogen auf das rote Raster ist die DiagonalenlŠnge der Maschen nun 4.

Drehung mit kleiner Streckung. Streckfaktor


Direkt mit dem Streckfaktor  ergibt sich:

Streckfaktor


6        Drehung des Dreiecksrasters um 30¡. Streckung

Den analogen Effekt erhalten wir, wenn wir das Dreiecksraster um einen Rasterpunkt um 30¡ drehen.

Drehung um 30¡


Bei einer Streckung um , also etwa um 1%, gibt es au§erhalb des Zentrums exakte †berlagerungen — wo sind diese?

Drehung und kleine Streckung. Streckfaktor


Es geht aber bereits mit dem — allerdings grš§eren — Streckfaktor .

Streckfaktor


7        Pythagoreische Drehungen

7.1      Quadratraster

Kšnnen wir auch ohne Streckung, also mit einer reinen Drehung, exakte †berlagerungen erhalten? Im folgenden Bild ist der Drehwinkel .

Drehwinkel

Wir erkennen ein schrŠg liegendes quadratisches †berlagerungsraster mit Maschenweite  und einer Steigung  gegenŸber der Horizontalen. Was steckt dahinter?

Wir alle kennen das rechtwinklige Dreieck mit den KathetenlŠngen  und  sowie der HypotenusenlŠnge . Der Witz ist, dass die HypotenusenlŠnge c ebenfalls ganzzahlig ist, was bei beliebigen rechtwinkligen Dreiecken in der Regel nicht der Fall ist. Solche spezielle rechtwinklige Dreiecke mit ganzzahligen KathetenlŠngen und ganzzahliger HypotenusenlŠnge hei§en pythagoreische Dreiecke.

Unser Drehwinkel  ist aber der Winkel  dieses Dreieckes mit den KathetenlŠngen  und  sowie der HypotenusenlŠnge . In der Tat kšnnen wir ein solches Dreieck in unser Raster einpassen.

Pythagoreisches Dreieck 3:4:5

Die Kathete a ist horizontal und misst 3 Einheiten im blauen Raster, die Kathete b ist vertikal und misst 4 Einheiten ebenfalls im blauen Raster, wŠhrend die schrŠge Hypotenuse 5 Einheiten im roten Raster misst. Da wir aber nur gedreht und nicht gestreckt haben, sind die Maschenweiten in beiden Rastern gleich.

Wir sehen, dass auch In- und Umkreis des Dreieckes durch mehrere Rasterpunkte verlaufen.


Wir kšnnen auch noch ein drittes Raster ins Spiel bringen, indem wir das rote Raster um  drehen. Das Bild davon ist in der folgenden Figur grŸn gezeichnet.

Drei Raster

Die exakten †berlagerungen aller drei Raster bilden ein schrŠg liegendes Quadratraster der Maschenweite 5 (dies ist im roten Raster nachprŸfbar). Dieses neue Raster hat die Steigung .


Somit ist das Hypotenusenquadrat des rechtwinkligen Dreieckes ein Rasterquadrat dieses neuen Rasters. SelbstverstŠndlich passt es auch in das rote Raster, da wir ein pythagoreisches Dreieck haben. Die beiden Kathetenquadrate passen in das ursprŸngliche blaue Raster.

Hypotenusenquadrat

Erinnerung: Nach dem Satz des Pythagoras ist die Summe der beiden blauen QuadratflŠchen gleich der roten QuadratflŠche.


Im nŠchst grš§eren pythagoreischen Dreieck ist ,  und . Wir arbeiten den Drehwinkel .

Pythagoreisches Dreieck 5:12:13

Das schrŠg liegende quadratische †berlagerungsraster hat die Machenweite  und die Steigung  (vgl. [Walser 1995], [Walser 1999], [Walser 2000]).


7.2      Dreiecksraster

Das Analogon zu den pythagoreischen Dreiecken im Dreiecksraster sind Dreiecke mit ganzzahligen Seiten a, b, c und einem Winkel . Aus dem Kosinussatz gilt dann die Beziehung:

Das einfachste Beispiel dazu ist das Dreieck mit den Seiten ,  und . Dieses hat den Winkel . Im folgenden Bild die beiden Raster bei einer Drehung um .

Drehung um

Wir sehen ein schrŠg liegendes Dreiecksraster mit der Maschenweite .


Im folgenden Bild ist auch das zugehšrige ãpythagoreischeÒ Dreieck eingezeichnet.

ãPythagoreischesÒ Dreieck

Die Seiten a und b messen 3 beziehungsweise 5 Einheiten im blauen Raster, die Seite c misst 7 Einheiten im gedrehten roten Raster.


Wenn wir nochmals drehen und ein drittes Raster zeichnen (grŸn), ergibt sich folgendes Bild.

Drei Raster

Wir erkennen deutlich ein Dreiecksraster, das aus der exakten †berlagerung der drei Raster besteht.


Das gibt Anlass zur folgenden Figur. Wir setzen jeder Seite des ursprŸnglichen Dreieckes ein gleichseitiges Dreieck auf.

Aufgesetzte gleichseitige Dreiecke

Das erinnert irgendwie an die Figur des Pythagoras. TatsŠchlich gilt auch hier eine FlŠchenbeziehung: Die Summe der beiden blauen DreiecksflŠchen plus die FlŠche des ursprŸnglichen (grŸnen) Dreieckes ist gleich der roten DreiecksflŠche.


Dies kann mit dem Kosinussatz bewiesen werden oder einfacher, indem wir die beiden blauen Dreiecke flŠchengleich umformen.

Beweisfigur

 


8        Wirbel

Durch eine kleine Drehstreckung entsteht der Eindruck eines Wirbels. Im folgenden Beispiel ist der Drehwinkel  und der Streckfaktor .

Wirbel


Durch geeignete Wahl der Drehstreckung ergeben sich rasterfšrmig angeordnete Wirbel. Im folgenden Beispiel ist der Drehwinkel  und der Streckfaktor

Mehrere Wirbelzentren


Im Dreiecksraster zunŠchst ein gewšhnlicher Wirbelsturm. Im folgenden Beispiel ist der Drehwinkel  und der Streckfaktor .

Sturm im Wasserglas


Auch hier sind mehrere Zentren mšglich. Im folgenden Beispiel ist der Drehwinkel  und der Streckfaktor .

Mehrere Wirbelzentren

Literatur

[Walser 1995]             Walser, Hans: Pythagoreische Dreiecke in der Gittergeometrie. Didaktik der Mathematik (23), 1995, Seiten 193 - 205.

[Walser 1999]             Walser, Hans: Pythagoreische Dreiecke und Gittergeometrie. BeitrŠge zum Mathematikunterricht 1999. VortrŠge auf der 33. Tagung fŸr Didaktik der Mathematik vom 1. bis 5.3.1999 in Bern. FŸr die GDM herausgegeben von Michael Neubrand. Hildesheim: Franzbecker, 1999. ISBN 3-88120-304-4. S. 575-577

[Walser 2000]             Walser, Hans: Lattice Geometry and Pythagorean Triangles. ZDM Zentralblatt fŸr Didaktik der Mathematik. Jahrgang 32, April 2000, Heft 2, S. 32 - 35