Hans Walser, [20230745]

Mittelpunkt

Anregung: Thomas Jahre, Chemnitz

1     Worum es geht

Problem der Mitte im geografischen Kontext

Schöne Figuren im geometrischen Kontext. Reuleaux-Dreieck. Bahnkurven

2     Einpacken ins Rechteck

Es gibt viele Verfahren, den Mittelpunkt eines Gebietes zu bestimmen.

Ein gelegentlich diskutiertes Verfahren geht wie folgt. Das Gebiet wird parallel zu einer Bezugsrichtung (oft wird dazu die Nordrichtung gewählt) in ein Rechteck eingepackt (Abb. 1).

Abb. 1: Einpacken ins Rechteck

Der Mittelpunkt dieses Rechtecks, zum Beispiel durch die Diagonalen bestimmt, gilt dann als „Mittelpunkt“ des Gebietes.

3     Kritik

Das Verfahren ist abhängig von der gewählten Bezugsrichtung. Bei Änderung der Bezugsrichtung ändert auch der so konstruierte Punkt. Er ist also nicht intrinsisch mit dem Gebiet verbunden.

Die Abbildung 2 zeigt, wie der gemäß Abbildung 1 konstruierte Punkt sich bei Änderung der Bezugsrichtung bewegt.

Abb. 2: Änderung der Bezugsrichtung

Die Abbildung 3 gibt die Bahnkurve des roten Punktes (vergrößert).

Abb. 3: Bahnkurve des roten Punktes (vergrößert)

4     Beispiele aus der Schulgeometrie

4.1     Punktsymmetrisches Gebiet

Bei einem punktsymmetrischen Gebiet ist das Verfahren konsistent. Es liefert bei jeder Bezugsrichtung das Symmetriezentrum des Gebietes.

4.2     Gleichseitiges Dreieck

Bei einem gleichseitigen Dreieck (Abb. 4 und 5) liefert das Verfahren in keinem Fall den Mittelpunkt des Dreiecks.

Abb. 4: Gleichseitiges Dreieck

Die nach dem Verfahren konstruierten Punkte variieren in Abhängigkeit der Bezugsrichtung auf einem Reuleaux-Dreieck.

Abb. 5: Reuleaux-Dreieck

Die Abbildung 6 zeigt die Konstruktion dieses Reuleaux-Dreieckes. Die Mittelpunkte der Reuleaux-Kreise sind die Mittelpunkte der Dreieckshöhen.

Abb. 6: Konstruktion des Reuleaux-Dreieckes

4.3     Quadrat

Da das Quadrat punktsymmetrisch ist, liefert das Verfahren immer den Mittelpunkt (Abb. 7).

Abb. 7: Quadrat

Das umbeschriebene Rechteck ist immer ein Quadrat, ändert aber seine Größe.

4.4     Regelmäßiges Fünfeck

Auch bei einem regelmäßigen Fünfeck (Abb. 8 und 9) liefert das Verfahren in keinem Fall den Mittelpunkt des Fünfeckes.

Abb. 8: Regelmäßiges Fünfeck

Die nach dem Verfahren konstruierten Punkte variieren auf einem Kreisbogenfünfeck, dessen Seiten nach innen gebogen sind.

Abb. 9: Kreisbogenfünfeck

Die Abbildung 10 zeigt die Konstruktion dieses Kreisbogenfünfeckes.

Abb. 10: Konstruktion des Kreisbogenfünfeckes

Die Figur enthält kollineare Punkte (Abb. 11, 12 und 13).

Abb. 11: Kollineare Punkte

Abb. 12: Kollineare Punkte

Abb. 13: Kollineare Punkte

4.5     Regelmäßiges Sechseck

Da das regelmäßige Sechseck punktsymmetrisch ist, gibt unser Verfahren immer den Mittelpunkt (Abb. 14).

Abb. 14: Sechseck

4.6     Regelmäßiges Siebeneck

Im regelmäßigen Siebeneck ist der rote Punkt nicht stabil (Abb. 15).

Abb. 15: Siebeneck

Die Abbildung 16 zeigt die Bahnkurve des roten Punktes. Die Bahnkurve ist ein Siebeneck mit nach außen gebogenen Kreisbogen. Es hat doppelten Umlauf.

Abb. 16: Bahnkurve

4.7     Siebenzehneck

Abb. 17: Siebenzehneck

Abb. 18: Bahnkurve des roten Punktes

4.8     Bahnkurven

Die Abbildung 19 zeigt die Bahnkurven des roten Punktes bei regelmäßigen Vielecken mit 3, 5, 7, ... , 17 Ecken. Die Teilbilder sind auf einheitliche Ansichtsgröße skaliert.

Die Bahnkurven sind alternierend nach außen und innen gebogen. Bei jedem zweiten Schritt wächst die Umlaufzahl um eins.

Abb. 19: Bahnkurven

Weblink

Thomas Jahre: Das Zentrum ist nicht die Mitte

https://www.schulmodell.eu/2704-das-zentrum-ist-nicht-die-mitte.html